Chronik


Der Stedernsche Hof / heutiger "Halberstädter Hof"

Im 11. Jahrhundert entwickelten sich in unseren Regionen Burgen in den verschiedensten Formen. Sie dienten dem eigenen Schutz und waren gleichzeitig Objekte zur Überwachung von Straßen, Flussübergängen und bedeutenden Plätzen.
 
In dieser Zeit entstanden auch in Halberstadt eine Reihe von Höfen, die sich mit einer Eigenbefestigung umgaben. Ihre Bedeutung verloren diese Gebilde erst mit dem Bau der Stadtmauer und ihrer Einbeziehung in den Befestigungsring. Ein gutes Dutzend derartiger Höfe umgaben die Domburg. Anzunehmen ist, dass es sich hierbei um Höfe von bischöflichen Vasallen handelte, die diese als Lehen erhielten. Dazu zählt auch der heute so genannte Stedernsche Hof/"Halberstädter Hof" in der Trillgasse, auf dem Gebiet der ehemaligen Voigtei.

Das mittelalterliche Halberstadt
Das mittelalterliche Halberstadt

Im mittelalterlichen Halberstadt, wie auf dieser Abbildung von 1780 zu sehen (das Originalbild hängt im Städtischen Museum Halberstadt), lag unser Wohnturm, hier mit der Nummer 9 versehen, mitten im Stadtkern. Der sehr gut erhaltene romanische Wohnturm wurde erstmals erwähnt in einer Urkunde von 1258.

 

Professor Mrusek kennzeichnet ihn als einen Turm, der ob seiner Maße und seines Mauerwerks bereits vor der Zerstörung Halberstadts durch Heinrich den Löwen im Jahre 1179 vorhanden gewesen sein muss und diesen Brand mit Sicherheit überstanden hat. 

 

Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Gemälde aus dem 17. Jh., das im Städtischen Museum aufbewahrt wird. Dort ist ein sehr schöner, vor allem aber auch ein, gemessen an den benachbarten Häusern, sehr hoher Turm zu erkennen, den die Legende als den Turm des Stedernschen Hofes bezeichnet. Es ist zweifellos dieser Turm.

 

Heute hat der Turm noch eine Höhe vom 11 Metern. Das Tonnengewölbe im Keller bietet unserem "Weinverlies" Platz, in dem kleine Gruppen bis zu 12 Gästen Platz finden.  Holzbalkendecken trennen die Obergeschosse voneinander, in die romantische Zimmer eingebaut wurden. 
Wappen der Familie von Dorstadt
Wappen der Familie von Dorstadt

Kunde von ehemaligen Siedlungen und Höfen erhalten wir heute vor allem durch Besitzwechsel. Andererseits ist es schwer, die genaue Gründung und Erweiterung einzelner Höfe in ihrer Anfangszeit festzustellen. 

 

Ihre Bedeutung verloren diese Gebilde erst mit dem Bau der Stadtmauer und ihrer Einbeziehung in den Befestigungsring. 

 

Ein gutes Dutzend derartiger Höfe umgaben die Domburg. Anzunehmen ist, dass es sich um Höfe von bischöflichen Vasallen handelte die diese als Lehen erhielten. Dazu zählt auch der heutige Stedernschen Hof in der Trillgasse, auf dem Gebiet der heutigen Vogtei.

 

Ein Name taucht aber immer wieder in Zusammenhang mit dem heute genannten Stedernschen Hof auf - der der Familie von Dorstadt. 
Turmansicht Trillgasse
Turmansicht Trillgasse

Der Stammsitz der Familie liegt weit entfernt von Halberstadt an der Straße von Schladen nach Wolfenbüttel. 

 

Nach dem Tode des letzten männlichen Erben Karsten Werner von Dorstadt, der in Halberstadt, Emersleben und Neindorf Besitz hatte, ist am 05. Februar 1661 das Geschlecht erloschen. 

 

Das Lehen derer von Dorstadt fiel an den Großen Kurfürsten als Lehnsherr zurück. 

Das Wappen der Familie von Dorstadt kann man auf einer Grabplatte in der Liebfrauenkirche nicht weit von hier bestaunen. 


Bereits am 30. Mai 1661 wurde der Edle Friedrich Christoph von Stedern durch den Großen Kurfürsten mit den Gütern der Familie von Dorstadt belehnt. 

 

1793 starb auch die männliche Linie derer von Stedern aus. Die Lehnsgüter fielen an den Baron von Borcke. Die Borckes waren Vettern der Familie und kauften unter anderem das Gut Emersleben.  Sie lebten nicht auf ihren Gütern sondern in Berlin bzw. Blankenburg und hatten für ihre Besitztümer Verwalter eingesetzt, so auch für den Stedernschen Hof. Geldschwierigkeiten ließen sie nach und nach ihre Güter veräußern.


In der ersten Hälfte des 19. Jh. zogen Pädagogen in den Hof in der Trillgasse.

 

Eine so genannte Höhere Töchterschule hatte am 15. Januar 1822 den Hof bezogen, wurde aber schon 1830 in die Domprobstei verlegt. In der Ausbildung der männlichen Jugend gab es insofern ebenfalls Veränderungen, als die technische Entwicklung ihre Forderungen stellte.

 

Es entstanden Provinzial-Gewerbe-Schulen, die den Anforderungen der technischen Entwicklung entsprechend, die wissenschaftliche Bildung verstärken sollten.

 

Diese Provinzial-Gewerbe-Schule wurde am 01. Oktober 1841 im Stedtischen Hof mit 36 Schülern eröffnet. Da die Zahl der Schüler sprundhaft anstieg, zog man bereits im Oktober 1860 erneut um.

 Im Anschluss erfolgte eine Vermietung der Räumlichkeiten zu Wohnzwecken. 


1926 beginnt im Auftrag des Magistrats der Umbau des Gebäudes und bereits ein Jahr später erhält der Stedernsche Hof eine neue Nutzung.

 

Das Halberstädter Waisenhaus wurde eröffnet. Fast 50 Jahre sollte der Hof Kindern eine Heimstatt sein.

 

1930 sah man sich gezwungen dem Waisenhaus noch ein Heim für obdachlose Jugendliche anzugliedern. Nach Kriegsende wurde aus dem Waisenhaus ein im damaligen Sprachgebrauch so genanntes "Normalkinderheim". Trotz baulicher Mängel blieb die Einrichtung bis 1974 an diesem Ort bestehen.


1976 wurde der Westflügel des Hofes abgerissen.

 

Als in Halberstadt die Innenstadtbebauung begann, musste für den Wohnungsbau in der Kühlingerstraße  Baufreiheit geschaffen werden.

 

Das machte einen Umzug der Lagerräume der "Einkaufs- und Liefergenossenschaft des Leder- und textilverarbeitenden Handwerks" erforderlich.

Die Genossenschaft bekam das Haus Trillgasse 10 zugewiesen, dass sich in einem desolaten Zustand befand.

 

Nach notdürftigen Instandhaltungsarbeiten wurde es von 1977 bis 1990 als Lagergebäude genutzt.


1990 wurde die Aufgabe gestellt, die Reste des Stedernschen Hofes zu einem modernen Restaurant- und Hotelbetrieb umzugestalten.

 

Seit der Eröffnung am 10. September 1992  gibt das Hotel seine Geschichte an die Gefühle und das Empfinden der Gäste weiter. 

 

Von 1992 bis 2017 gelang das Hotel in verschiedene Hände und unterzog sich einigen Umbauten und Anbauten.

 

Seid 2018 ist es in Besitz von Matthias Schulze, dieser erweckt mit viel Geschick den alten Charme des Hauses zurück.